Kommentar
Dass Kinder und Jugendliche durch das
Fernsehen, Videos und Computerspiele
zu gewalttätigen Konfliktlösungen gesellschaftlicher Probleme verführt
werden, ist zweifelsfrei. Dies trifft besonders für Kinder und Jugendliche
zu, die versuchen, ihre Ich-Schwäche und Minderwertigkeitskomplexe durch
Gewaltaktionen, häufig in einer Gruppe, in Stärke umzuwandeln. Das
gesellschaftliche Verhalten von Kindern und Jugendlichen ist aber immer
auch ein Abbild des Verhaltens der ganzen Gesellschaft.
Deshalb müssen sie nicht nur mit den massiven Einflüssen erfundener Gewalt,
sondern auch mit der alltäglichen realen Gewalt fertig werden. Hier sind
besonders das zunehmende gewalttätige Verhalten in den Familien und die
unzähligen durch die Medien hautnah vermittelten kriegerischen Konflikte zu
nennen. Wenn man mit den verantwortlichen Medienvertretern, vor allem des
kommerziellen Privatfernsehens, über den extrem hohen Anteil von gewalttätigen, perversen, frauendiskriminierenden und
menschenverachtenden
Filmen diskutiert, ist immer die erste Antwort, dass die
Programmverantwortlichen nur das liefern, was die Gesellschaft wünscht. Und
dies könne man eindeutig an den Einschaltquoten ablesen. Diese
Argumentation ist verantwortungslos und strikt abzulehnen, denn ohne
Zweifel wird auch umgekehrt durch massive Medienbeeinflussung aus kommerziellen Interessen das Medienverhalten der Gesellschaft geprägt. Auch die Medienvertreter
können sich nicht der Verantwortung gegenüber der Gesellschaft entziehen,
menschenverachtende, gewalttätige und diskriminierende " erfundene
Gewaltdarstellungen " zu minimieren, da die reale Gewaltproblematik in
unserer Gesellschaft ausreichend existent ist. Es ist verantwortungslos,
gewalttätiges, menschenverachtendes und perverses Verhalten in den Medien
aus purem Profitinteresse zu maximieren. Natürlich sind die Medien nicht
allein für die Gewaltproblematik in unserer
Gesellschaft verantwortlich. Wer eine Sendung aus verschiedenen Gründen
nicht sehen will, kann abschalten. Eltern sollten aus Verantwortung für
ihre Kinder das Fernsehverhalten verstärkt kontrollieren, und genau überprüfen, welche Videos und Computerspiele angeschaut und gespielt
werden. Viele Kinder und Jugendliche werden von ihren Eltern bei der
Beschäftigung mit den neuen Medien allein gelassen und völlig unzureichend
kritisch beraten. Eltern sollten unbedingt ein Wochenbuch über den Umgang
ihrer Kinder mit den neuen Medien führen. Sie werden dann sehr erstaunt
sein, wie hoch der Konsum der Kinder und Jugendlichen ist. Das Verhalten
unserer Kinder und Jugendlichen gegenüber den Medien muss von den Eltern genauso kritisch behandelt werden, wie die
Alkohol- Nikotin- und Drogenproblematik oder Fragen der Verkehrssicherheit.
Medi-Kids & Teens ist den neuen Medien gegenüber
sehr aufgeschlossen, da sie
bei kritischer Verwendung große Möglichkeiten für Informationen,
Gedankenaustausch, Kommunikation und Beratung ermöglichen. Andererseits
haben wir den Eindruck, daß in großen Teilen unserer Gesellschaft ein deutliches Defizit und Ratlosigkeit im Umgang mit den neuen Medien
vorhanden ist. Medi-Kids & Teens wird deshalb in Kürze die Aktion "Eltern
gegen Gewalt in den Medien" initiieren, um die gemeinsame Verantwortung
für eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien wahrzunehmen.
14.02.02 Dr. Michael Riechert, Kinder-und Jugendarzt
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