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Machen Fernsehen und Videos Kinder und Jugendliche gewalttätig?

Wenn unsere Kinder und Jugendlichen fernsehen, sehen sie weltweit gewalttätige Szenen. Das Fernsehen lebt von sensationellen und dramatischen Handlungen sowohl in erfundenen Darstellungen als auch in den täglichen Nachrichtensendungen. In Filmen und in Horrorvideos wird das Gewaltproblem verstärkt, indem Gewalt, Brutalität und Menschenverachtung als nachstrebenswert und machtvoll dargestellt wird.


Es ist nicht nur die Masse von gewalttätigen Bildern, denen unsere Kinder Tag für Tag ausgeliefert sind, sondern die Botschaft, die ihnen vermittelt wird. Unsere Kinder lernen, dass Gewalt OK ist, dass sie Vorteile bringt. In etwa 70 Prozent der Fernsehsendungen bleibt der Übel- und Gewalttäter unbestraft.

Die Verlockung und Verherrlichung der Gewalt gibt unseren Kindern ein falsches Gefühl und Bild von sich selbst. Es wird die Botschaft vermittelt, dass Gewalt Macht bedeutet. Dies ist eine besonders verführerische und gefährliche Botschaft für ältere Kinder und Jugendliche, die sich häufig in der Pubertät und als Heranwachsende machtlos fühlen und ganz besonders für ichschwache Kinder und Jugendliche, die kein Selbstwertgefühl haben, da sie durch Eltern und Gesellschaft nur getreten und kleingemacht wurden. Sehr schnell kann eine vorgestellte Gewalt in eine wirkliche Gewalt umschlagen.

Die Wirkung von Gewalt in den Medien ist eine dauernde Streitfrage, die immer wieder neu gestellt wird, wenn neue Formen von Massenkommunikationsmitteln erscheinen, wie Videospiele und das Internet mit seinen unbegrenzten Möglichkeiten. Bücher und das Radio werden als weniger gefährlich angesehen, weil man glaubt, dass die Bilder und Eindrücke in diesen Medien von den Kindern besser verarbeitet und reflektiert werden können. Ein Kind, das einen gewalttätigen Film sieht oder ein Gewalt-Video spielt , hat meistens diese Möglichkeit der Verarbeitung nicht, wenn es nicht von den Eltern konsequent unterstützt wird. Es kann nur die Bilder, die ihm angeboten werden, aufnehmen, ohne Berücksichtigung der Tatsache, ob diese Bilder altersgerecht sind oder ihm schaden können.

In einer Studie wird darauf hingewiesen, dass Vorschüler und Erstklässler , die regelmäßig gewalttätiges Verhalten im Fernsehen oder durch Videos konsumieren, als Teenager deutlich aggressiver sind.

Die meisten Kinder sind in der Lage Gewaltdarstellungen zu "verarbeiten" und sich von ihnen zu erholen, aber nicht wenige haben schlimme Träume und Alpträume, haben Angstsymptome, können nicht mehr allein sein, können sich nicht mehr konzentrieren, fühlen sich verstärkt an zu Hause gebunden und sind häufig depressiv.

Dann gibt es Kinder, die durch Gewaltdarstellungen in ihrer Gefühlswelt verletzt und verwundet werden. Eine Untersuchung von 700 Studenten in Baltimore kam zu dem Ergebnis, dass 10 Prozent seelische Probleme und Verwundungen in ihrer Gefühlswelt durch frühere Erfahrungen mit Gewalttätigkeit zeigten, jedoch nicht nur durch Gewalterfahrung in den Medien, sondern natürlich auch durch Gewalt in der Familie und in der Gesellschaft.

Wenn Kinder heranwachsen, lernen sie den Unterschied zwischen Phantasie und Wirklichkeit, aber sowohl erfundene als auch wirkliche Gewalt können zu aggressivem Verhalten führen, da Kinder einen Großteil ihres Verhaltens durch Nachahmung (Vorbildfunktion der Erwachsenen!) verinnerlichen.

Kinder, die fernsehen, lernen, wie Menschen reagieren und sich anderen gegenüber in verschiedenen Lebenssituationen verhalten. Das große Problem mit dem Fernsehen ist, dass die TV-Bilderwelt nicht ausgewogen ist. Meistens sieht das Kind im Fernsehen die gewalttätige Lösung eines Problems. Das Fernsehen gibt unseren Kindern und Jugendlichen kaum die Gelegenheit, gesellschaftliche Probleme nach ihrer eigenen Vorstellung und mit sozialer Kompetenz zu bewältigen. Der Druck der Medien, Probleme nur mit Gewalt zu lösen, ist zu stark. Provokativ formuliert, werden unsere Kinder durch das Fernsehen (natürlich auch durch andere Einflüsse!) in ihrer seelischen und sozialen Entwicklung gefährdet und irregeleitet.

John Hopkins Insider, 12.2001,aktualisiert am 2.3.02

 



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