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Scharlach

Scharlach, eine gefährliche Erkrankung!

Bis Ende des 19.Jahrhunderts zählte Scharlach zu den häufigsten Todesursachen im Kindesalter. Erst mit der allgemeinen Verfügbarkeit von Penicillin ab Mitte des 20.Jahrhunderts hat die Krankheit ihren Schrecken verloren. Hohes Fieber, Halschmerzen mit Schluckbeschwerden, kleine rote Pünktchen (Exanthem) am ganzen Körper, vor allem im Leisten-und Unterbauchbereich, geschwollene Lymphknoten, Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Erbrechen, sowie die charakteristische "Himbeerzunge" sind die wichtigsten Krankheitsmerkmale (Symptome).


Himbeerzunge bei ScharlachBei rechtzeitiger und ausreichend langer (10tägiger) Behandlung mit Penicillin oder Antibiotika sind die Patienten schon nach wenigen Tagen wieder wohlauf und putzmunter. Zu Komplikationen kommt es bei sachgerechter Behandlung sehr selten. Betroffen sind vor allem Vorschul- und Schulkinder: 75 Prozent aller Patienten sind zwischen 5 und 14 Jahre alt. Im Gegensatz zu anderen "Kinderkrankheiten" wie Masern, Windpocken oder Röteln wird Scharlach nicht durch Viren, sondern durch Bakterien übertragen. Enger körperlicher Kontakt fördert deren Vermehrung- in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten oder Schulen und insbesondere während der Wintermonate bricht die Krankheit besonders häufig aus. Hat man die Krankheit hinter sich gebracht, ist man übrigens trotzdem nicht gegen sie immun: Kinder und Erwachsene können mehrmals an Scharlach erkranken.

Wie wirken die Scharlachbakterien?

Scharlach wird durch Bakterien -Streptokokken der Gruppe A - verursacht. Anstecken kann man sich durch "Tröpfchen" beim Husten, Niesen oder Sprechen oder durch infizierte Gegenstände, wie Spielzeug, Geschirr und Besteck. Häufige Überträger sind auch vermeintlich gesunde Menschen, die die Scharlachbakterien ohne Krankheitssymptome im Rachen haben (z.B. Kindergärtnerinnen). Schätzungen zufolge sind zusätzlich fünf bis 35 Prozent aller Schulkinder solche "symptomfreie" Keimträger und damit potentielle Überträger. Die Erreger dringen über die Rachenschleimhaut in das Lymphgewebe ein, sodass die Lymphknoten vor allem im Halsbereich anschwellen und die Körperabwehr mobilisieren. Weitere Eintrittspforten sind Wunden, insbesondere Verbrennungs-, Verbrühungs- und Operationswunden, wodurch ein gefährlicher "Wundscharlach" entstehen kann. Der Wundscharlach wird häufig übersehen, sodass eine lebensgefährliche Blutvergiftung (Sepsis) entstehen kann, da die Scharlachbakterien ihre Gifte (Toxine) über den Blutweg in den Körper einschleusen. Bei schlecht heilenden Wunden muss man immer an einen Wundscharlach denken und sofort hochdosiert mit Penicillin oder Antibiotika behandeln.
Zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheitszeichen vergehen normalerweise 3 bis 5 Tage (sog. Inkubationszeit). Anschliessend setzen abrupt Fieber, Erbrechen, Kopf-und Gliederschmerzen, Bauchschmerzen sowie Schluckbeschwerden ein. Der Rachen verfärbt sich "düster rot", die Mandeln sind entzündet, die Zunge zunächst weißlich belegt. Zwei bis drei Tage nach Fieberbeginn oder später zeigt sich ein Ausschlag, der an eine rote "Gänsehaut" erinnert: feine, dichtstehende, scharlachrote Erhebungen. Sie treten zuerst in der Leistengegend auf und dehnen sich anschließend über den ganzen Körper aus- nie allerdings auf das Gesicht, die Hand- oder Fussflächen. Etwa ab dem dritten Tag entsteht durch das Anschwellen der Geschmackspapillen die typische rote Himbeerzunge. Fieber und Ausschlag gehen nach einigen Tagen zurück. Nach zirka 2 bis 3 Wochen kann sich die Haut an Händen und Füßen schuppen. Da Scharlach heute von den Kinder-und Jugendärzten/ärztinnen schnell diagnostiziert und konsequent behandelt wird, findet man das Vollbild der Scharlachinfektion mit dem typischen Ausschlag (Exanthem) und der Hautschuppung relativ selten.
Scharlach ist eine schwere Erkrankung, bei rechtzeitiger Behandlung mit Penicillin oder Antibiotika verläuft sie jedoch zumeist unproblematisch. Komplikationen wie
--rheumatisches Fieber,
--Herzmuskel-, Herzinnenhaut- und Herzklappenentzündungen, sowie
--Nierenentzündungen (Nephritis) und Mittelohrentzündungen (Otitis)
drohen vor allem, wenn die Krankheit nicht erkannt und konsequent behandelt wird. Die genannten Spätfolgen, wie rheumatisch bedingte Erkrankungen, Herzklappenfehler (z.B. Mitralstenose), chronische Nierenentzündung (Nephritis) werden erst Jahre und Jahrzehnte nach der Scharlacherkrankung manifest.

Beim Arzt

Die Scharlacherreger lassen sich mit Hilfe eines Rachenabstrichs nachweisen. Um den Patienten schnell und wirkungsvoll von den Bakterien zu befreien und gefährlichen Komplikationen vorzubeugen, wird bei positivem Befund anschliessend eine mindestens zehntägige Behandlung mit Penicillin durchführen. Falls der Patient an einer Penicillinallergie leidet oder die Scharlacherreger unempfindlich (resistent) gegenüber "normalem Penicillin" sind, wird der Arzt ein anderes Antibiotikum (z.B. Cephalotin oder Erythromycin) verordnen. Wichtig: Auch wenn der Patient sich schon nach wenigen Tagen gesund fühlt, darf das Medikament nicht frühzeitig abgesetzt werden. Dies ist gefährlich, da ein Rückfall mit schweren Komplikationen die Folge sein kann. Trotz ausreichender Penicillinbehandlung kommt es nicht selten (in etwa 10 bis 15% der Fälle) vor, dass 2 bis 3 Wochen nach dem "Erstscharlach" ein sogenannter "Zweitscharlach" auftritt. Dies kann ein Hinweis darauf sein, dass entweder die Scharlachbakterien auf "normales Penicillin" nicht empfindlich sind oder es handelt sich um eine spezielle Immunantwort (Abwehrreaktion) des Körpers gegenüber den Scharlacherregern. In beiden Fällen ist eine erneute Therapie notwendig.
Scharlach ist eine sehr ansteckende Krankheit. Familienangehörige und Gemeinschaftsmitglieder werden bei positivem Rachenabstrich oder Scharlachsymptomen eventuell mitbehandelt. Andererseits ist es unsinnig, generell eine sogenannte "Rachenabstrichkosmetik" durchzuführen und jede Person, die Bakterienträger ist, mit Penicillin zu behandeln. Der Arzt muss dies von Fall zu Fall entscheiden. Etwa 4 Wochen nach Krankheitsbeginn wird von dem behandelnden Arzt eine Urinuntersuchung durchgeführt, um eine postinfektiöse Nierenentzündung (Nephritis) auszuschliessen und ein EKG (Elektrokardiogramm), um eine Herzbeteiligung (Entzündung) nicht zu übersehen. Auch wird bei dieser Kontrolluntersuchung auf eventuelle Gelenkschmerzen und Gelenkschwellungen geachtet, um rechtzeitig scharlachbedingte "rheumatische Symptome" feststellen zu können. Vor allem bei Kindern, die mehrmals Scharlach hatten, können die Gifte (Streptotoxine) der Scharlachbakterien in hohen Konzentrationen ins Blut gelangen und Niere und Herz angreifen und schädigen. Die Giftkonzentration kann durch eine Blutuntersuchung (z.B. durch den Antistreptolysin-Titer =ASL) erkannt werden. Bei einem hohen ASL-Titer sollte in jedem Fall eine mindestens 4-wöchige Penicillintherapie durchgeführt werden, um den gefährlichen Scharlach-Spätkomplikationen vorzubeugen. Nach sorgfältiger Abwägung und Besprechung mit dem HNO-Arzt kann bei einigen Patienten auch eine Entfernung der Mandeln (Tonsillektomie) notwendig werden. Eine krankheitsverhütende Scharlach-Impfung gibt es nicht, da durch eine Impfung keine lange und hohe Immunität (Antikörperbildung) zu erreichen ist.

Was können die Eltern tun?

Pflegetipps:

Nur bei schweren Krankheitsfällen mit hohem Fieber muss der Patient das Bett hüten. Er sollte viel trinken und fiebersenkende Medikamente (z.B.Paracetamol) einnehmen. Gegen Halsschmerzen und Schluckbeschwerden hilft das Gurgeln mit warmem Salbei-, Eibisch- oder Kamillentee. Etwa 2 bis 5 Tage nach Beginn der Penicillinbehandlung ist der Erkrankte nicht mehr ansteckend, wenn die Scharlachbakterien durch das verordnete Medikament zerstört werden und nicht widerstandsfähig (resistent sind). Falls das Kind dann beschwerde- und fieberfrei ist, kann es den Kindergarten oder die Schule wieder besuchen. Hierzu ist ein ärztliches Attest notwendig.
Das scharlachkranke Kind sollte mit Geschwistern keinen "engen" Kontakt haben und kein gemeisames Spielzeug verwenden. Ausserdem sollten Sie darauf achten, dass es sein eigenes Ess- und Trinkgeschirr benutzt. Wenn ein Geschwisterkind erste Anzeichen einer Scharlacherkrankung zeigen sollte, wie z.B. Fieber oder Schluckbeschwerden, muss es vom Arzt untersucht weden.
Am meisten können Sie Ihrem Kind helfen, wenn Sie sich genau an die Arzneiverordnung Ihres Arztes halten. Auch wenn das Kind vollkommen gesund erscheint, ist es besonders wichtig, die volle Behandlungsdauer -meist 10 Tage- konsequent einzuhalten, um späteren ernsthaften Komplikationen wirkungsvoll vorzubeugen.